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Mehrstufige Kartoffelpflege

In der Pflege der Kartoffelbestände konventioneller Betriebe konzentriert sich die Verfahrensgestaltung aktuell auf eine optimale Anwendung der Herbizide im Vorauflauf. Mit der Kombination von Legen und Enddammaufbau in einem Arbeitsgang können sich die Dämme über einen längeren Zeitraum sehr gut absetzen. Gleichzeitig läuft ähnlich wie bei der Anlage eines „falschen Saatbettes“ ein Großteil der Beikräuter aus der oberen Bodenschicht auf, die dann kurz vor dem Durchstoßen der Kartoffelpflanzen einfach bekämpft werden können. Dabei sind mit den heutigen Pflanzenschutzspritzen sowie der weit verbreiteten Nutzung von Fahrgassen hohe Flächenleistungen für eine termingerechte Behandlung und eine qualitätserhaltende Befahrung nur ausgewählter Fahrspuren sichergestellt.

Dr. Rolf Peters
PotatoConsult UG
redaktion@dlg.org

Die mit dieser Verfahrensgestaltung verbundenen Vorteile haben auch weiterhin Gültigkeit, müssen aber durch die sich verändernden Rahmenbedingungen zunehmend hinterfragt werden. Dabei geht es zum einen um das erwartete Auslaufen der Zulassung des bisher dominierenden Wirkstoffs in verschiedenen Vor- und Nachauflaufherbiziden und zum anderen um die politische Zielsetzung einer deutlich stärkeren Reduzierung des chemischen Pflanzenschutzes in der Landwirtschaft. Letzteres betrifft natürlich auch die Kartoffel und lässt sich in der Pflege der Kartoffelbestände relativ leichter realisieren als bei der Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen, wie z. B. der ertragskritischen Kraut- und Knollenfäule.

Bei der Kartoffel als klassischer Hackfrucht übernahmen die mehrmaligen Pflegegänge früher die Funktion der Bodenlockerung, der wiederholten Unkrautbekämpfung und des stufenweisen Dammaufbaus. Bodenlockerung und Dammaufbau lassen sich durch die leistungsstärkeren Traktoren heute auch in einem Arbeitsgang, z. B. in Kombination mit dem Kartoffellegen, realisieren. Dies hat dazu geführt, dass die Weiterentwicklung von separaten Pflegegeräten bei den meisten Herstellern in den letzten Jahrzehnten keine besondere Priorität besaß.

Vor diesem Hintergrund setzen viele Betriebe bei der mechanischen Pflege noch immer auf die Kombination von Striegeln und mehrstufigem Dammaufbau, um die Unkräuter durch Losreißen und Verschütten immer wieder an ihrer Weiterentwicklung zu hindern. Durch die intensive Bodenbewegung werden aber auch tieferliegende Unkrautsamen zur Keimung angeregt, die dann den Konkurrenzdruck weiter erhöhen. Einen anderen Ansatz verfolgen Pflegegeräte, die z. B. durch tastradgeführte Messer oder Dammformkörper mit festen Streichschienen, nur jeweils eine flache Schicht des bereits vorher aufgebauten Enddammes mit samt den dort aufgelaufenen Unkräutern abtragen und die darunter liegenden Bodenschichten unberührt lassen.

Eine Herausforderung ist dabei jedoch eine optimale Anpassung an die häufig schon von Betrieb zu Betrieb variierende Dammform. Über nachlaufende Häufelwerkzeuge kann der Damm im gleichen Arbeitsgang zwar wieder aufgebaut werden, es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die bevorzugten Bodenbedingungen für die Unkrautbekämpfung und den Dammaufbau nicht deckungsgleich sind.

Während die Dammflanken von den auf dem Markt befindlichen Pflegegeräten relativ gut bearbeitet werden können, ist der Kronenbereich, vor allem im Nachauflauf, deutlich schwerer unkrautfrei zu halten. Neben verschiedenen Striegelwerkzeugen kommen hier auch unterschiedlich ausgestaltete Fingerscheiben zum Einsatz. Evtl. ließen sich in Zukunft noch weitere Werkzeuge und Techniken z. B. aus dem Gemüsebereich dafür adaptieren.

Aufgrund ihrer relativ langsamen Jugendentwicklung können die Kartoffelpflanzen erst spät das Unkraut ausreichend unterdrücken, sodass auch im Nachauflauf erfahrungsgemäß auf vielen Standorten noch 1-2 Pflegegänge erforderlich sind. Mit der oberirdischen Entwicklung der Kartoffelpflanzen geht jedoch eine zunehmende Durchwurzelung des Damms einher, die bei der mechanischen Bearbeitung des Bodens um so mehr Schaden nimmt, je intensiver und je später der Eingriff erfolgt. Dies spiegelt sich dann auch im Ertrag und der Sortierung des Erntegutes wider. Darüber hinaus müssen wiederholt viel mehr Furchen befahren werden als bei der chemischen Pflege. Das führt nicht nur zu vermehrten Bodenverdichtungen, sondern kann bei zu feuchten Bedingungen auch eine Klutenbildung nach sich ziehen, deren Auswirkungen bis zur Ernte hin spürbar sind. Gemeinsam mit dem über die wachsende Anbaufläche zunehmenden Termindruck hat sich daher in der Praxis der Wunsch nach größeren Arbeitsbreiten deutlich verstärkt. Eine gps-gesteuerte Legearbeit begünstigt den Einsatz von Pflegegeräten mit einer über die Reihenzahl der Legemaschinen hinausgehenden Arbeitsbreite ebenso wie die größere Motorisierung der heutigen Pflegetraktoren.